Wie war´s in Japan? Das ist Michael Bartsch so oft gefragt worden, dass er vor ein paar Jahren ein Buch mit demselben Titel geschrieben hat. Wie´s denn war oder vielmehr ist, wollte ich aus beruflichen Gründen auch wissen und habe den Karlsruher HfG-Professor und Medienrechtler Zuhause besucht - Ich hatte ihn und seine in Japan geborene Frau, die Konzertpianistin Okano Chisako, auf einer Grillparty kennen gelernt und mich selbst eingeladen, um etwas mehr über Ostasien zu erfahren. „In Japan wäre das unerhört“, lautet meine erste Lektion in fernöstlichen Umgangsformen, nachdem ich erst drei Minuten nach der verabredeten Zeit den Klingelknopf am Anwesen von Familie Bartsch betätigt hatte. „Zu früh ginge aber genauso wenig, in diesem Fall wartet man unauffällig um die Ecke“, erklärt mir der Hausherr. Ich verspreche stillschweigend mich daran zu halten.
Bei - gänzlich unasiatischen – Antipasti unterhalten wir uns über die geistigen Wurzeln der japanischen Kultur, die im Buddhismus, Konfuzianismus und Shintoismus liegen, Architektur, das Wetter und empfehlenswerte Reiseberichte, kommen aber immer wieder auf die viel zitierte japanische Höflichkeit zurück: Ob das beeindruckte „Oooooooohhhhhhh“, das mein japanischer Besuch bei jeder sich bietenden Gelegenheit - beim Anblick eines banalen Brunnens genauso wie angesichts der Burg Trifels - ausgestoßen hatte, nun Ausdruck wirklicher Begeisterung oder eher der Wertschätzung des Gastgebers gewesen sei, möchte ich wissen. „Sehen sie, dass ist eine typisch westliche Fragestellung, so was würde einem Asiaten nie einfallen“, sagt Bartsch. Trotz des intensiven Gesprächs bin ich am Ende eher verwirrt als klüger, doch zum Glück hat mir der Autor ja ein Exemplar seines Büchleins überlassen. Es ist sehr anekdotenhaft gehalten, doch gerade deshalb erfährt man mehr über Land und Leute als in so manchem Reiseführer. So ist im Kapitel „Höflichkeit“ zu lesen: „Ist sie Verstellung, diese japanische Höflichkeit? (…) Wie bei Wilhelm Busch: ‚Da lob’ ich mir die Höflichkeit – das zierliche Betrügen’? Im Gegenteil. Denn es gibt in der japanischen Höflichkeit nichts Unehrliches. (…) Die Kunst ist es nicht, eine schlechte Meinung zu verbergen, sondern keine schlechte Meinung zu haben.“ Da könnte man sich wirklich eine Scheibe abschneiden. „Ich wünsche Ihnen, dass es mit Ihrem Aufenthalt in Japan klappt, gerade Sie als wenig introvertierter und zurückhaltender Mensch könnten da einiges herausziehen“, hatte mir auch Bartsch mit auf den Weg gegeben. Sein Buch habe ich in einem Zug gelesen. (Bartsch, Michael: Wie war’s in Japan?, Karlsruhe 2005.)
Dienstag, 11. August 2009
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