Mittwoch, 28. Oktober 2009

Rettet "Das Fest": Der Mount-Klotz soll leuchten!

Sie wollen verhindern, dass beim Karlsruher Traditionsopenair „Das Fest“ nach fünfundzwanzig Jahren endgültig die Lichter ausgehen (Wir berichteten). Deswegen will die Initiative „Rettet das Fest“ am kommenden Freitag, 30. Oktober, 22Uhr, mit Hilfe tausender Sympathisanten den „Mount-Klotz“ in der Günther-Klotz-Anlage in einen funkelnden Kegel verwandeln. Die Organisatoren hoffen auf möglichst viele Fest-Freunde, die mit mitgebrachten Handys, Windlichtern, Feuerzeugen oder Mini-Taschenlampen „Ein Licht für Das Fest“ leuchten lassen und so ihrem Wusch nach einer Fortsetzung des Spektakels Nachdruck verleihen.
Natürlich kann keine Aktion zur Rettung eines Musikfestivals ohne ein entsprechendes Programm auskommen: Kulturell unterfüttert wird das Ereignis von der Band Double Tonic (Celtic Jazz), dem renommierten Jazzchor Ettlingen sowie Akteuren der Karlsruher Jonglierszene. Der Feuerwerker Rainer Ellenberger will außerdem einige feurige Akzente setzen

Samstag, 24. Oktober 2009

Welcome To Hooters, ein Erfahrungsbericht

“Das einzige was bei mir steif wurde, war mein Hals,” lautete kurz und Bündig das Resümee des Freundes nach gemeinsamem Besuch der neu eröffneten Karlsruher Hooters-Filiale. Zur Erklärung: Hooters ist eine amerikanische Systemgastronomiekette, bei dem es zum schnellen Burger auch noch schnelle Mädchen dazu gibt. „Welcome to Hoooootaaaaahs“, - Hooters heißt übrigens nichts anders als Hupen - rufen die vollbusigen Animateusen der Cheerleader-Liga sobald der Gast den Laden betritt und sorgen mit allerlei Tatü-Tata wie Tanzeinlagen und sexy Arbeitskleidung bestehend aus engen Shorts und tief ausgeschnittenem Tank-Top für Appetit beim männlichen Publikum. Das ganze verläuft in betont lockerer Party-Atmosphäre und im Grunde bar jeder Anrüchigkeit. So kennt man es aus den USA. Der Ami, wie Opa zu sagen Pflegte, wandelt ja - moralisch eher solide – stets auf dem schmalen Grad zur Prüderie, ist aber einer guten Show immer zugeneigt.
Dass ein solches Konzept in Karlsruhe aufgehen könnte, war schon im Vorfeld stark zu bezweifeln. Um in Fußballmanagerdiktion zu wechseln: aus Mangel an richtigem Menschenmaterial. Die Kaiserstrasse ist bekanntermaßen nicht der Sunset-Boulevard und entsprechend ernüchternd das Grazienaufgebot. Doch dazu später. Zunächst einmal würde man sich sogar mit einem Mann bescheiden, nähme nur endlich jemand die Bestellung entgegen. Endlich taucht doch noch eine Angehörige des Servicepersonals auf: Svetlana (Name geändert) ist heute für uns zuständig. Deshalb schreibt sie ihren Namen auf einen Zettel und legt ihn auf den Tisch. Sicher ist schließlich sicher. Gehört das zum hootersüblichen Procedere, oder schließt das Mädchen von seinen geistigen Fähigkeiten auf die anderer? Der weitere Verlauf lässt letzteres befürchten.
Wäre die Luft je von Erotik erfüllt gewesen, spätestens als sich Svetlana an unseren Tisch setzt um Konversation zu betreiben – zwei alte Musikerkollegen hat so eine Aktion einmal 400DM gekostet, aber das war wohlgemerkt auf der Reeperbahn und die Dame jeden Pfennig wert, heute waren es wenigstens nur 8.50€ für ein lätschiges Sandwich – machte Kupido eine krachende Bauchlandung,. Wann ich mir denn das Bein gebrochen habe, fragt Svetlana. Nun liefe ich als überzeugter Stiefelträger schuhwerkbedingt vielleicht etwas unrund, aber ihre Interpretation ginge doch etwas zu weit, sage ich. Wozu dann die Krücke notwendig sei, hält die Kellnerin leicht gekränkt entgegen. Des Rätsels Lösung: es handelte sich nicht um eine Krücke sondern um einen Mikroständer – man könnte dieses Gerät vielleicht im weitesten Sinne als Gehhilfe des Vokalisten bezeichnen, klassisch ausgebildete Sänger stimmten hier sicherlich zu, aber so meandernd wird Svetlana vermutlich nicht gedacht haben. Sicher nicht. Erst nach einer anhaltenden interrogativen Tour de Force über Tattoos, Vegetarismus und Ex-Partner, gelingt es die hartnäckige Gesellschafterin vor der völligen geistigen Insolvenz zu bewahren. Wir hätten noch wichtige geschäftliche Dinge zu besprechen, sage ich ihr. Mein Freund, ein Rocksänger übrigens, dem ich seine stimmliche Gehhilfe zum Tragen abgenommen hatte, zeigte sich von den Vorgängen sichtlich erschüttert: „Darüber lachen wir in 20 Jahren, aber erst in 20 Jahren,“ war sein Fazit. Ach ja, sein Konzert am nächsten Abend konnte er nur unter ziemlichen Schmerzen absolvieren. Vom Sitzen im zugigen Eingangsbereich war sein Hals ganz steif. Ohne Krücke hätte er wohl kaum durchgehalten. (mex)

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Gepflegte Punkrock Bar, die "Alte Hackerei" in Karlsruhe

Was ist das? „Wheim erzeilst Due nach miw Daine Twäume“, greint der alte Howi Carpendale lauthals aus den Boxen. Dabei: „Gepflegte Punkrock-Bar“, ist ganz eindeutig im Infoblatt der „Alten Hackerei“ auf dem ehemaligen Schlachthofgelände nahe dem Karlsruher Messplatz zu lesen. Gepflegt und Punkrock? Das geht doch gar nicht! Doch, „das ist ernst gemeint,“ sagt Betreiber Plüschi, „keine Ironie. Wir haben Single Malt Whisky, gute Obstbrände, guten Rotwein und guten Pfälzer Riesling direkt vom Erzeuger“. Ungepflegte Getränke wie Alcopops kommen ihm nicht ins Glas. Auch sonst passt alles: Auf dem Türschild prangt ein mächtiges Hackebeil, umgeben von Spruchbändern: „Alte Hackerei, Karlsruhe“ ist darauf zu lesen. An der Bar steht in riesigen Lettern „For Those About To Rock“ geschrieben, nebst Kanonen-Emblem vom gleichnamigen AC/DC-Album. Vor und hinterm Tresen stehen tätowierte Typen und Mädels mit lustigen Frisuren, die Figuren am Kicker tragen St.Pauli-Trikots und über der Klotür hängt ein mächtiges Rindsgehörn. Bin ich zur falschen Zeit am richtigen Ort?
„Zum ersten, zum zweiten, zum dritten, nicht verkauft!“, tönt es auf einmal von der Bühne im hinteren Teil des Gastraumes. „Smash!“, saust der Hammer des mit riesigen Kotletten ausgestatteten Auktionators hernieder, „swoosh!“, reist der DJ den Tonarm von der Single und bringt Howi zum schweigen. Als nächstes läuft „Mistreated“ von Ronnie James Dio, schon besser. Die Maxi geht für sieben Euro weg. Aha, „Top-Oder-Flop“-Abend nennt sich das Spielchen. Die Gäste können hier missliebiges oder auch nur ausrangiertes Vinyl mitbringen und ver- oder ersteigern lassen. Platten, die keinen Abnehmer finden, werden von Auctioneer Tex Dixigas und seinen Schergen, Bingo Bongo - trägt eine massive Stahlarbeiter Schutzmaske – und Orgel-Krüger - gekennzeichnet durch eine mächtige Discokugel als Helm, Sicherheit geht schließlich vor -, kurzerhand „exekutiert“. Heute konventionell mit Beil, Machete und Hammer, aber auch Flammenwerfer und Sprengladungen sollen schon zum Einsatz gekommen sein.
„Top-Oder-Flop“ ist nur eines von verschiedenen fahrplanmäßigen Ereignissen in der Alten Hackerei. Zum Beispiel gibt es einen regelmäßigen Musikquiz mit dem Pfälzer Original Stefan Gaffory, auch bekannt als King Bronkowitz, oder die Live-Synchronisation-Shows von Ze Synchronizers, die Spontan alte Bonanza oder Star-Trek Folgen vertonen. Sonst hacken hier, wo der Fleischer einst die Sau zerhackte, meist verschwitzte Menschen in Gitarrenseiten. Ach ja, sind keine Veranstaltungen, kann man in der Alten Hackerei auch einfach ein Bier trinken; ganz gepflegt.

Freitag, 2. Oktober 2009

Kölmel stellt rasche Einigung mit dem KSC in Aussicht

Wegen der tumultartigen Szenen fühlt man sich auf der KSC-Mitgliederversammlung am Mittwoch zeitweise in die afghanische Stammesversammlung Loya Dschirga versetzt. In diesem Chaos wirkt Michael Kölmel beinahe wie ein Alien. Der Unternehmer wirkt ruhig, spricht leise, beinahe Druckreif. Im Abstiegsjahr 2000 schloss er mit dem KSC einen Vermarktungsvertrag, der diesem15 Millionen D-Mark zuführte und die drohende Pleite verhinderte. Mit dem am Mittwoch abgetretenen Präsidium Raase kam es zum Streit, über den mit hohen Belastungen – 15 Prozent der Fernseheinnahmen - verbundenen und wegen der unbegrenzten Laufzeit von vielen als ungerecht empfundenen Deal.
Mit dem neu gewählten Präsidenten Paul Metzger hofft Kölmel eine schnelle Einigung erzielen und den anhängigen Rechtsstreit einvernehmlich beenden zu können. „In den nächsten 14 Tagen kann es eine Einigung geben“, sagt Kölmel. Es habe bereits erste Gespräche gegeben und weitere werden folgen, erklärt Metzger. Man könne über alles Reden, zunächst einmal müsse aber das Vertrauensverhältnis zwischen Verein und Investor wieder hergestellt werden, fordert Kölmel. Ein Kompromiss werde den KSC in jedem Fall besser stellen, so das Versprechen. Dabei deutet er an, dass dies sowohl über eine Senkung der prozentualen Beteiligung an den Fernsehgeldern, als auch durch die Vereinbarung einer endlichen Vertragslaufzeit geschehen könne. „Es wird wohl einen Mischmasch aus beidem geben“.
Ist der Streit beigelegt, kann sich Kölmel auch ein Engagement beim anstehenden Stadionneubau vorstellen. Er kennt die Materie: „In Leipzig habe ich ja schon ein Stadion gebaut“. Für den Gigantismus der jahrelang diskutierten Varianten hat er wenig Verständnis: „Ein Luxusstadion wäre ein Klotz am Bein.“ Verzichte man auf Extravaganzen und baue beispielsweise einen Parkplatz statt einer Tiefgarage ließe sich ein Stadion für 60 statt 120 Millionen realisieren. „Auch VIPs können fünf Meter durch den Regen laufen“. Als abschreckende beispiele nennt Kölmel die Arenen in Dortmund, Schalke und München. „Die Allianz-Arena kostet Bayern 32 Millionen Euro im Jahr, finanziert wird das indem sie regelmäßig Anteile am Verein verkaufen“.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Bambule in Baden: Auf der Mitgliderversammlung des KSC ging es hoch her

„Ich bin extra von Berlin hierher gefahren, um eine schöne Versammlung zu erleben und einen gutes Präsidium zu wählen“, rief ein erschütterter KSCler den knapp 1500 in der Karlsruher Europahalle zusammengekommenen Vereinsmitgliedern zu. Der erste Wunsch des älteren Herren blieb schon mal unerfüllt. Ein Eklat jagte den nächsten und ließ den KSC zumindest in Sachen „peinliche Versammlungen“ mit Erstligisten wie Eintracht Frankfurt, Schalke oder dem HSV gleichziehen. Vor allem Präsidentschaftskandidat Rolf Kahn, Vater von Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn, polarisierte, indem er die Fans unter den Vereinsmitgliedern bezichtigte, nur unter Wahltaktischen Erwägungen zugunsten seines Gegenkandidaten Paul Metzger kurzfristig eingetreten zu sein: „Solche Leute brauchen wir hier nicht“. Die Fans reagierten mit wütenden Protesten, die Altmitglieder mit Rufen wie „Ihr wollt nur Blut und Schlägerei“.
Ihren Höhepunkt erreichten die Kampfhandlungen, als sich Wahlkampfhelfer Oliver Kahn - seit zwei Wochen KSC-Mitglied - zu Wort meldete. Der „Titan“ wurde ausgepfiffen, angepöbelt und beinahe tätlich angegriffen – ein besonders renitenter Anhänger wurde später von der Polizei Abtransportiert. „Mein Vater braucht mich nicht, mich treibt die Sorge um diesen Verein“, sagte Kahn. Hier sei er groß geworden und habe dem Verein viel zu verdanken. Seine Liebesbekenntnisse nahm ihm das Publikum trotz seiner 128 Bundesligaspiele im KSC-Trikot offenbar nicht ab und brüllte ihn nieder.
Ob Kalkül oder nicht, die vermeintliche Trumpfkarte Oliver Kahn erwies sich für den Vater als faules Ei. Am Ende setzte sich Lokalpolitiker Metzger mit absoluter Mehrheit gegen den ehemaligen Karlsruher Bürgermeister Siegfried König und eben Rolf Kahn durch. Ob wenigstens der zweite Mitgliederwunsch nach einem guten Präsidium in Erfüllung geht, muss sich nun weisen. Der Einstand des Neuen war jedenfalls noch nicht allzu viel versprechend: Der braungebrannte Metzger hatte einem Getränk, das von der badischen Sonne ebenfalls verwöhnt wird, offenbar reichlich zugesprochen: Mit schwerer Zunge sprach er die Mitglieder versehentlich als "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger" an und erklärte, er sei vom KSC „infisziert". Ob von blau-weißem Licht erleuchtet, vom KSC infiziert oder vom Alkohol beseelt, die Mitglieder haben ihre Wahl getroffen. Jetzt ist vom Präsidenten dieses zerrütteten Vereins Versöhnungsarbeit gefordert. Beim badischen Traditionsclub bleibt es weiter spannend.