„Ich bin extra von Berlin hierher gefahren, um eine schöne Versammlung zu erleben und einen gutes Präsidium zu wählen“, rief ein erschütterter KSCler den knapp 1500 in der Karlsruher Europahalle zusammengekommenen Vereinsmitgliedern zu. Der erste Wunsch des älteren Herren blieb schon mal unerfüllt. Ein Eklat jagte den nächsten und ließ den KSC zumindest in Sachen „peinliche Versammlungen“ mit Erstligisten wie Eintracht Frankfurt, Schalke oder dem HSV gleichziehen. Vor allem Präsidentschaftskandidat Rolf Kahn, Vater von Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn, polarisierte, indem er die Fans unter den Vereinsmitgliedern bezichtigte, nur unter Wahltaktischen Erwägungen zugunsten seines Gegenkandidaten Paul Metzger kurzfristig eingetreten zu sein: „Solche Leute brauchen wir hier nicht“. Die Fans reagierten mit wütenden Protesten, die Altmitglieder mit Rufen wie „Ihr wollt nur Blut und Schlägerei“.
Ihren Höhepunkt erreichten die Kampfhandlungen, als sich Wahlkampfhelfer Oliver Kahn - seit zwei Wochen KSC-Mitglied - zu Wort meldete. Der „Titan“ wurde ausgepfiffen, angepöbelt und beinahe tätlich angegriffen – ein besonders renitenter Anhänger wurde später von der Polizei Abtransportiert. „Mein Vater braucht mich nicht, mich treibt die Sorge um diesen Verein“, sagte Kahn. Hier sei er groß geworden und habe dem Verein viel zu verdanken. Seine Liebesbekenntnisse nahm ihm das Publikum trotz seiner 128 Bundesligaspiele im KSC-Trikot offenbar nicht ab und brüllte ihn nieder.
Ob Kalkül oder nicht, die vermeintliche Trumpfkarte Oliver Kahn erwies sich für den Vater als faules Ei. Am Ende setzte sich Lokalpolitiker Metzger mit absoluter Mehrheit gegen den ehemaligen Karlsruher Bürgermeister Siegfried König und eben Rolf Kahn durch. Ob wenigstens der zweite Mitgliederwunsch nach einem guten Präsidium in Erfüllung geht, muss sich nun weisen. Der Einstand des Neuen war jedenfalls noch nicht allzu viel versprechend: Der braungebrannte Metzger hatte einem Getränk, das von der badischen Sonne ebenfalls verwöhnt wird, offenbar reichlich zugesprochen: Mit schwerer Zunge sprach er die Mitglieder versehentlich als "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger" an und erklärte, er sei vom KSC „infisziert". Ob von blau-weißem Licht erleuchtet, vom KSC infiziert oder vom Alkohol beseelt, die Mitglieder haben ihre Wahl getroffen. Jetzt ist vom Präsidenten dieses zerrütteten Vereins Versöhnungsarbeit gefordert. Beim badischen Traditionsclub bleibt es weiter spannend.
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