Montag, 3. August 2009

Der Film "Alle Anderen" hat in Berlin mächtig abgeräumt. Ich fand ihn eher langweilig, aber mit Regisseurin Maren Ade wars nett:

Erst hat der Film „Alle Anderen“ den Silbernen Bären für "Beste Regie" bei den Filmfestspielen von Berlin abgeräumt – den für die Beste Hauptdarstellerin (Birgit Minichmayr)) auch noch -, dazu Auszeichnungen im Ausland und bei Frauenfilmfestivals. Ein ganz schöner Kulturschock, wenn man seinen letzten Film noch in den Wäldern (Der Wald vor lauter Bäumen, 2003) um ein Dorf wie Hohenwettersbach bei Karlsruhe gedreht hat. Maren Ade hat dieses Jahr also schon einiges mitgemacht an Trubel. Trotzdem lässt es sich mit der Jung-Regisseurin prima Plaudern: Nein, sie sei eher Überrascht davon, dass Chris (gespielt von Lars Eidinger), der männliche Teil des Paares, das sich in der Abgeschiedenheit eines Ferienhauses auf Sardinien durch die Untiefen des ersten gemeinsamen Urlaubs kämpft, so negativ empfunden würde. Es sei ihr auch um kein spezielles Frauenbild gegangen, sondern um das Bild einer Beziehung. Tatsächlich hat Ade, die das Karlsruher Helmoltz Gymnasium besuchte (eigentlich müsste sie mit meiner ersten Knutsch-Freundin in dieselbe Klasse gegangen sein, habe ich vergessen zu fragen), weniger ein Bild gemalt, las ein Foto im Dreifachzoom geschossen: Die verschiedenen Situationen die Chris und seine Freundin Gitti in ihrer Zweisamkeit durchleben sind Konfliktklassiker. Sie nervt mal mit aufgekratztem Geplapper, mal mit bohrenden Fragen zu seinem Gefühlsleben. Er kann nicht über seine Probleme reden, ist aber beleidigt, dass ihn niemand versteht. Um die Situation zusätzlich zu verschärfen, hockt man die ganze Zeit. Das kann nicht gut gehen.

„Man will ja nie so sein wie andere, orientiert sich dann aber doch immer sehr stark an ihnen“, erklärt die 32-Jährige, die auch das Drehbuch schrieb, den Titel ihres Films. „Am Anfang führen Chris und Gitti einer sehr gleichberechtigte Beziehung. Später treffen sie auf ein anderes Paar und orientieren sich nach und nach an dessen klassischerem Rollenverständnis. Am Ende haben sie sich gemeinsam verirrt und spüren auch ihre eigene Falschheit.“ Mit trockenem Humor und erbarmungsloser Genauigkeit beobachtet Ade das Paar in der Krise: geheime Rituale, unerfüllte Wünsche, Machtkämpfe, Verletzungen und intime Albernheiten werden offengelegt. Bei letzteren spielt „Schnappi“, ein Gnom mit der Physiognomie von Walter-Moers-Figuren, den Chris aus einer Ingwerknolle und zwei Streichhölzern bastelt, eine Hauptrolle. „Schnappi war am schwierigsten zu besetzen,“ erzählt die Regisseurin, die auch den Produzentenjob übernommen hatte. „Ich bin in Berlin tagelang durch die Gemüseläden gepilgert. Die dachten schon ich spinne, weil ich immer kam wenn neuer Ingwer geliefert wurde und mir die ganzen Knollen angeguckt habe.“ Doch kein Schnappi ward gefunden und der Job auf die Besetzungs-Abteilung abgewälzt: „Ich habe zur Casterin, Nina Haun, gesagt: ,du musst Schnappi finden’,“ vergebens. Schließlich wurde Schnappi kurzerhand zur Requisite erklärt und das Problem der Ausstattung zugeschoben. Der Mann der Ausstatterin fand schließlich die passende Wurzel. Trotz aller Mühen: Das Ingwermännlein ging in Berlin leer aus. Den Darstellerpreis erhielt wie schon erwähnt die wenig gnomenhafte Österreicherin Minichmayr. Da hatte nicht nur Schnappi, sondern auch Demi Moore keine Chance. Maren Ade wundert das nicht, sie schnaubt nur: „Ja Gott, Demi Moore“.

Als Konsument fand ich „Alle Anderen“ mindestens eine Stunde zu lang (Laufzeit 124 Minuten), für alle anderen läuft er Fr., 14.8., im Open Air Kino am Schloss Gottesaue in Karlsruhe.

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