Plätze und Orte, an denen man den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann, gibt es in Karlsruhe viele; lauschige und doch eher rauschige, stille und schrille. Der Gutenbergplatz in der Weststadt gehört zur ersten Kategorie; ganz klar. Mit seinen Cafés und den vielen Mög-lichkeiten zum Draußen sitzen hat er, was jugendliche heute eine „chillige Atmosphäre“, die Toskana-Fraktion „mediterranes Flair“ und Traditionalisten einfach „badische Gemütlichkeit“ nennen würden.
Wo bis 1829 Köpfe rollten und sich später die großherzoglichen Truppen im schießen übten, wird heute allenfalls noch Zielwasser getrunken. Im Sommer gleicht der Platz mit seinen Gaststätten, Cafes und Kneipen einem großen Biergarten. Das gilt allerdings nur für die Nordhälfte mit dem markanten Krautkopfbrunnen, der Rest wird die halbe Woche als Parkplatz missbraucht und gleicht dann leider eher einer Blechwüste. Dienstags, donnerstags und ist Markt und der ist mit seiner hundertjährigen Geschichte nicht nur der älteste, sondern für Kenner auch der schönste Markt in Karlsruhe.
Doch zurück zum eigentlichen Thema: Vor dem Großmudder's mampft die örtliche Rentner-Schickeria im Strandkörben vorzüglichen Apfelkuchen, während ernährungsbewusste Mütter um Foccacia anstehen. Gegenüber, vor der Bar Carpe Diem, sind einige total „szenig“ wirkende Endzwanziger gerade beim Frühstück, während im Café Carré die Ersten bereits Pizza ordern. Hier chillt sogar die Bedienung: Länger habe ich noch selten auf meine Bestellung gewartet. Doch unter den alten Linden zu sitzen und dem Plätschern des großen, mit dem kupfernen Krautkopf bekrönten, Brunnens zu lauschen entschädigt für Vieles. Wer es weniger mediterran mag, bestellt sich einfach im Gasthaus Gutenberg eine Schweinshachse. Obwohl, die Bayern verstehen ja angeblich auch was von Gemütlichkeit.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen