Mittwoch, 23. Dezember 2009

Send in the Clowns: Führungschaos beim KSC

So sehr man sich einen Erfolgreichen Neuanfang beim KSC gewünscht haben, so sehr man die Kampagne des Fallbeils aus der Amalien Straße und der übrigen Lokalpresse gegen das aktuelle Präsidium verdammen und so wenig man den alten Seilschaften im Club diesen Triumph gönnen mag, man kommt um die Feststellung nicht länger umhin: Diese Vereinsführung hat schon jetzt abgewirtschaftet! Paul Metzger geriert sich als machtbesessener Kasper, der nicht nur kein Fettnäpfchen auslässt, sondern an jeden Fuß einen ganzen Vaselineeimer geschnallt zu haben scheint. Nicht nur hat es dieser Präsident geschafft - beispielsweise durch seine schon jetzt berüchtigten Teilnahmen an den Pressekonferenzen -, einen Traditionsverein innerhalb kürzester Zeit bundesweit lächerlich zu machen, sondern auch einem Trainer, der es in mühseliger Kleinarbeit geschafft hat, aus den Trümmern einer Bundesligamannschaft ein einigermaßen konkurrenzfähiges Team zu formen, alle möglichen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Die Groteske um eine Abmahnung Schupps, wegen dessen vorzeitiger Verkündigung von Manager Rolf Dohmens ausscheiden, ist nur ein weiteres Mosaiksteinchen in einem Bild, dass sich eigentlich nur so interpretieren lässt: Der Trainer soll solange drangsaliert werden, bis er von selbst den Bettel hinschmeißt, da sich eine Entlassung derzeit weder finanziell noch sportlich rechtfertigen lässt (Einen interessanten Kommentar zum Thema findet ihr hier). Nur, so blöd seine Abfindung in den Wind zu schießen wird Schupp wohl kaum sein. Man täte also gut daran, dem Mann endlich die Rückendeckung und Unterstützung zu geben, die er braucht und verdient.
Das die Zeit von Dohmen andererseits vorbei und eine weitere Professionalisierung der teilweise verkrusteten Strukturen beim KSC überfällig war, ist weitgehend Konsens. Doch ist seit Beginn der Ära Metzger statt einer weiteren Qualifizierung, vielmehr eine galoppierende Hyperprovinzialisierung des Vereins zu beobachten. Wie lange wollen die Mitglieder diesem Treiben noch zusehen? Bis zum nächsten Abstieg? Es wird langsam Zeit, die Tapeziertische aus dem Keller zu holen!

Montag, 7. Dezember 2009

KSC-Heldenabend und 20 Jahre Fanprojekt

Wirklich eine gelungene Idee die Feierlichkeiten zum 20 Jährigen Jubiläum des Karlsruher Fanprojekts mit einem Gesprächsabend der KSC-Torjägerlegenden Edgar Schmitt und Emanuel Günther zu beginnen. Schade aber, dass die nachwachsenden Fangenerationen offenbar über wenig Geschichtsbewusstsein verfügen und sich nur knapp dreißig Interessierte in den blau-weiß getünchten Räumlichkeiten in der Mainestraße verloren. Diese konnten allerdings bis über beide Ohren in Karlsruher Fußballgeschichte eintauchen: Als Gastgeber dieses ersten „Heldenabends“ trat Rheinpfalz-Kolumnist und „Auf, Ihr Helden“-Magazin Herausgeber Matthias Dreisigacker in Erscheinung und „traktierte“ die beiden erfolgreichsten Stürmer der KSC-Historie (Schmitt, beim KSC von 1993-96, 72 Spiele, 31 Tore, Günther, im Verein 1977/78 und 1979-86, 310/134) mit allerlei historischen und tagesaktuellen Fragen. So war zu erfahren, dass beide Spieler von ihrem Erfolgstrainer Winnie Schäfer eher wenig hielten (Schmitt: „Das beste an ihm war, dass er uns in Ruhe gelassen hat.“) und die aktuelle Lage beim Sportclub mit kritischem Abstand begleiten (Günther: „Die sind einfach nicht zielstrebig genug.“).
Bei manchen Statements dürfte ein anwesender „Held der Zukunft“, wie er von Dreisigacker vorgestellt wurde, KSC-Defensivmann Godfried Aduobe, interessiert die Ohren gespitzt haben, gilt Edgar Schmitt doch als Kandidat für den freiwerdenden Managerposten Rolf Dohmens. „Es kann nicht sein, dass hier jeder ein Forum erhält seine Meinung öffentlich zu machen und sich vom Jugendtrainer aufwärts jeder in der Presse äußert. Der Sturm ist zu klein besetzt und die Verteidigertypen sind sich zu ähnlich,“ waren Hauptkritikpunkte des ehemaligen erfolgsstürmers. Aktiv werden möchte Schmitt aber nur, wenn er eigenverantwortlich arbeiten kann: „Ich möchte nicht der Spielball von irgendjemand sein, daher kam für mich ein Engagement unter dem ehemaligen Präsidium nicht in Frage.“ Ob Schmitt mit dieser Einstellung beim neuen Präsidenten Metzger, der bisher nicht gerade dadurch auffiel, sich aus den Kompetenzen seiner leitenden Angestellten herauszuhalten, landen kann, scheint allerdings mehr als fraglich.
Doch natürlich wurde bei einer solchen Gelegenheit nicht nur kontrovers diskutiert, sondern gab es auch viel Amüsantes zu hören. So musste „Euro Eddie“ die Frage, ob es aktuell noch Autogrammwünsche gebe mit einem knappen „nix mehr“ beantworten, während der wesentlich länger außer Dienst stehende „Emma“ süffisant darauf verweisen konnte, dass seine Unterschrift noch regelmäßig gewünscht werde. „Also, schickt mir mal was Jungs“, rief Schmitt und vielleicht sind die Wege für die Fans ja doch bald wieder kürzer.
Insgesamt ein sehr informativer wie unterhaltsamer Abend. Bleibt zu wünschen, dass sich die Kulisse zukünftig etwas mehr an Wildparkverhältnisse annähert. Gleiches gilt für die weiteren Jubiläumsveranstaltungen des Fanprojekts: Offene Tür mit Videoabend mit den Filmen „Schlachtenbummler“ und „Ultras – die neue Generation“, Di, 8.12., 17Uhr und das „Moser rockt“-Festival mit den Bands Defectionarea (Hardcore), Beggars Street (Rock) und Frogfarm (Ska). Infos: www.fanprojekt-karlsruhe.de